Der Zeitlose

Chalets, Palazzi, Penthouses: Der Münchner Interior Designer Robert Stephan erdenkt luxuriöse Wohnungen am Lago Maggiore, in Miami, eigentlich überall, wo es schön ist – auch in seiner oberbayerischen Heimat. Dort gründete der Münchner 2011 sein Studio, mit dem er seither auf Entwürfe setzt, die sich von kurzlebigen Trends loslösen. Der Schulterblick in die Vergangenheit ist ihm, zumindest wenn es um Einrichtung geht, lieber als der in die Zukunft. Wir haben ihn gefragt, ob Design wirklich zeitlos sein kann und Antworten bekommen.

Zeitlose Interiors beschäftigen unsere Branche vor allem wenn sich wie in den vergangenen Jahren alles um das Thema Nachhaltigkeit dreht. Diese Herangehensweise ist seit Beginn unseres Studios ein großer Teil der DNA von Robert Stephan Interior: Wir verfolgen keine Trends und pokern nicht darauf, was in Zukunft angesagt sein wird, im Gegenteil. Wir richten unseren Blick zurück in die Vergangenheit. Neben zeitgenössischem Design setzen wir gerne wohl selektierte Entwürfe aus dem 20. Jahrhundert ein. Das können Vintages sein oder ausgewählte Re-Editionen. Diese Entwürfe konnten sich bereits seit einigen Dekaden als moderne Klassiker beweisen und werden auch in den nächsten Jahrzehnten nicht an Glanz verlieren. Ein geschultes Auge ist bei der Auswahl und letztendlich auch bei der Kombination unerlässlich. Instagram-taugliche Effekthaschereien sind für uns ein Tabu; Interiors sollten sich meines Erachtens durch Harmonie und Substanz bewähren.

Bei Vintage-Entwürfen frage ich mich gerne, ob sie ihrer Entstehungsperiode, ihrem Ursprungsland und der Handschrift ihres Gestalters entsprechen. Großartige Vintages waren ihrer Zeit, was die Gestaltung und Fertigung angeht, bereits im Jahr ihres Launches voraus. Ein gutes Beispiel dafür sind die Entwürfe der in diesem Jahr verstorbenen französischen Designerin Maria Pergay. Für mich sind Vintages besonders interessant, wenn sie nicht überrepräsentiert sind und nur selten in Interiors auftauchen. So entstehen am Ende wesentlich persönlichere Einrichtungskonzepte. Ein ansprechendes, authentisches Interior sollte meines Erachtens neben zeitgenössischem Design immer auch Vintage-Stücke integrieren. An diese besondere Atmosphäre kommt kein neues Interior heran. Damit genau dieser interessante und beständige Mix gelingt, bedarf es Erfahrung und Expertise. Übrigens sind Bestandsmöbel und Erbstücke großartige Objekte für ein persönliches Umfeld und sollten auf keinen Fall fehlen!

Wir greifen in der Regel auf schon vorhandene Entwürfe zurück, denn das am Markt verfügbare Portfolio ist de facto unerschöpflich. Wenn wir Eigenentwürfe entwickeln, zählt für uns vor allem die Substanz, die sich durch ein unaufgeregtes Design und einen hohen handwerklichen Anspruch auszeichnet. Bei jedem Projekt sollte auch das Umfeld mit einbezogen werden – sowohl in der Gestaltung als auch in der Atmosphäre. In einem unserer letzten Projekte in Miami haben wir auf viele Modern Americana (zum Beispiel von Silas Seandel) und US Mid-century-Klassiker (Harvey Probber) zurückgegriffen und den South Beach Vibe durch Farbakzentuierungen (unter anderem mit einem geschwungenen Sofa in Ocean Blue!) hervorgehoben. Am Lago Maggiore hingegen haben wir mit Entwürfen von italienischen Gestaltern wie Gio Ponti, Ignazio Gardella oder Ico Parisi gearbeitet. Am Ende aber stehen immer die Bewohner und deren Vorstellungen und Bedürfnisse im Mittelpunkt, egal wo sich das Objekt befindet. Luxuriöses Wohnen wird aus meiner Sicht auch nicht über die Wohnfläche oder den Wert einer Immobilie ausgedrückt. Vielmehr zählen der Geschmack, der individuelle Ausdruck und die Substanz. Unser Verständnis von Ästhetik deckt sich auch mit der Idee hinter „Quite Luxury“. Denn Luxus, der sich über Qualität und Langlebigkeit definiert, kommt nie aus der Mode.