Die initiale Motivation bestand darin, die Wohnung erstmal generell in Stand zu setzen, dazu gehörte das Entfernen unzähliger Schichten alter Tapeten und der Austausch anderer defekter Gegenstände wie Türrahmen, Fliesen etc. Erst nach einer Weile haben wir uns dann den für uns wirklich wichtigen Arbeiten gewidmet - dazu gehörte zum Beispiel das Verputzen der Wände, das Entfernen der abgehängten Decke und der Einbau von Oberlichtern. Durch die alten Holzdielen und die verbliebenen Altbau-Elemente haben wir das Potential der Wohnung bei der Besichtigung gleich erkannt, aber es gab und gibt noch immer eine Menge Baustellen, die wir in Zukunft sicherlich noch angehen werden. Wichtig ist uns den Altbaucharme weitestgehend wiederherzustellen und dabei dennoch eine ruhige, unaufdringliche Atmosphäre für unsere Möbel zu schaffen.
Wir haben das Projekt Wohnung völlig ohne Plan und jegliches Vorwissen in Angriff genommen. Eine Affinität für Vintage-Möbel war zwar schon da, aber wirklich los ging es erst mit dem ersten Covid-Lockdown, den wir tatsächlich damit verbracht haben uns stundenlang in online Auktionshäusern rumzutreiben. Da wir beide nicht aus dem kreativen Bereich kommen haben wir zu Beginn viel herumexperimentiert, um überhaupt erstmal herauszufinden, was uns gefällt und was eher nicht. Mit der Zeit haben wir uns dadurch ein umfassendes Wissen über diverse Designer und Designepochen angeeignet, so, dass wir mittlerweile nicht mehr wild drauf loskaufen müssen, sondern konkrete Stücke suchen, die wir in Zukunft ergänzen oder austauschen wollen.
Tatsächlich fällt es mir sehr schwer unseren Stil mit einem konkreten Begriff zu beschreiben. Im Fokus stehen verschiedene Entwürfe des letzten Jahrhunderts, weshalb sich hier sowohl dänische Mid-Century-Klassiker, Elemente des Bauhaus und der De-Stijl-Bewegung, aber auch auch Design der deutschen Nachkriegszeit finden lässt - und manchmal sogar ein paar moderne Elemente. Viel wichtiger als ein starres Designkonzept ist die Funktionalität und eine gewisse Zeitlosigkeit unserer Inneneinrichtung, sowie eine klare Formgebung aller verwendeten Elemente - dadurch lassen sie sich immer wieder neu kombinieren und arrangieren.
Ich schätze, dass sich meine Leidenschaft für Interior Design als Ausgleich zu meinem Beruf entwickelt hat. Mein Partner und ich arbeiten seit Jahren im Gesundheitswesen und sind dadurch häufig mit sehr herausfordernden Themen konfrontiert. Nach dem Dienst freuen wir uns einfach auf ein Zuhause voller schöner Dinge, die auf ihre Art einerseits belanglos, aber andererseits genau dadurch so unfassbar wohltuend sind. Aus diesem Grund ist uns auch sehr wichtig, dass die Wohnung nicht zu voll, zu geschmückt oder überladen wirkt, sondern Raum für das Leben lässt - daher auch die Liebe für minimalistisches, funktionales Design.
Spontan würde ich sagen, dass im Vintage-Bereich wieder vermehrt brutalistische Einflüsse zu beobachten sind - gleichzeitig weichen die Grenzen verschiedener Epochen/Stile in der Gestaltung des Wohnraums immer mehr auf, weshalb es mir generell sehr schwer fällt von konkreten Trends zu sprechen.
Die Frage ist, ob ein eigener Stil eine unveränderliche Konstante darstellt - denn ich bin mir nicht sicher, ob dieser Zustand erreichbar, geschweige denn erstrebenswert ist. Unser Einrichtungsstil entwickelt sich stetig weiter, da das Entdecken und Ausprobieren neuer Dinge ein schöner und aufregender Prozess ist. Ich glaube das Wichtigste ist, sich bewusst zu werden, nach welchen Prinzipien man leben will - dadurch kopiert man nicht alles, was gefällt, sondern kann die Inspirationen als Antrieb für neue, eigene Ideen nutzen.