Ich mußte bei dieser Frage schmunzeln, da sie kurz vor unserer Wohnzimmer-Renovierung gestellt wurde: Zum „in Ruhe auf dem Sofa sitzen“ kann ich sagen Jein. Die letzten drei Wochen definitiv nicht, und das kam in erster Linie nicht aus Langweile, sondern um eines meiner Kriterien endlich komplett zu erfüllen – weg mit der Raufasertapete! Was ich mal wieder gelernt habe, ist, gerade, wenn man in einem Altbau selbst Hand anlegt, definitiv immer 1/3 mehr Zeit einzuberechnen. Es kommt immer anders, als du denkst. Und was ich anders machen würde? Schwer zu sagen, wahrscheinlich noch mehr auf die Feinheiten achten. Früher sind die Räume eben so eklektisch entstanden und gewachsen, auch mit einem „Egal ich lass das jetzt so…“, heute ist die Herangehensweise anders. Wir arbeiten mehr mit Konzept und können auf einen gewissen Fundus zurückgreifen. Hier ist allerdings oft die Devise: Was nicht mehr passt, wird ausgetauscht, statt akkumuliert. Irgendwie sollten die Dinge im Fluss bleiben. Das größte „Manko“ an der Wohnung ist wahrscheinlich der fehlende Balkon, aber das ist natürlich relativ.
Ein paar Schlagworte wären vielleicht: Eklektisch, farbig, extravagant ?, bold – minimalistischer Maximalismus trifft es vielleicht am Besten. Als mein Partner und ich uns kennenlernten, waren wir beide schon an Interior interessiert, kamen jedoch aus verschiedenen Ecken. Wir sind relativ schnell zusammengezogen und hatten dann erstmal einen wilden Mix aus ALLEM. Über die Jahre hat sich aus dem Interesse eine Leidenschaft entwickelt und wir haben zu einem gemeinsamen Stil gefunden, die Trennschärfe wurde verschwommener. Früher war es vielleicht eher Kuriositätenkabinett meets Mid-Century. Heute sind vor allem italienische Einflüsse zu sehen, und ein paar modernere Pieces. Insgesamt begreifen wir die Wohnung und die einzelnen Farbräume vermehrt als Ganzes und stellen einheitlichere Bezüge her.
Tipps gibt es wahrscheinlich wie Sand am Meer. Ich denke, jede:r sollte sich erstmal fragen, welche Stimmung ein Raum vermitteln soll und zu welchem Zweck er dient. Ich hätte z.B. das Schlafzimmer nie in Orange gestrichen, die Farbe wäre mir viel zu anregend - weshalb sie in der Küche wiederum gut funktioniert. Ganz wichtig ist es, die Farben wirklich im Raum zu testen, in den hellsten und dunkelsten Regionen und mal eine Woche mit diesen Proben zu leben. Es muss nicht gleich eine gestrichene Decke sein, obwohl ich das sehr mag, sondern vielleicht eine farbige Wand und buntere Accessoire und Textilien, das kann schon sehr viel verändern. Wer dann ganz unsicher ist, kann mich vielleicht bald engagieren lacht, ich arbeite gerade an neuen beruflichen Plänen in Richtung Interior ...
Wichtiger als die Trendpflanze finde ich die Fragen: Wie sind die Lichtverhältnisse und wie viel Zeit möchte ich in die Pflege investieren? Was nutzt die schönste Strelizie in einem Nordzimmer vier Meter vom Fenster weg...
Den Womb Chair mag ich auch sehr. Irgendwie gibt es mittlerweile eine Beziehung zu fast jedem Objekt in der Wohnung. Für mich sind es vielleicht der gelbe vintage Bird Chair (auch von Knoll) und dann die Memphis Milano Lampen (Tahit&Oceanic) und meine Shogun (table&terra). Bei Träumen ist natürlich immer Luft nach oben, wahrscheinlich ein Balkon!
Libertango - Grace Jones
Loving - Männer, die sich lieben
Wenn ich wählen könnte: Bauhaus, oder noch besser ein 60er-Jahre Winkelbungalow, man darf ja noch träumen...