Magazin 21
zu Besuch bei Familie Knöll in Weinheim
zu Besuch bei Familie Knöll in Weinheim Wie lebt es sich in der Lippert-Villa, die so auch von Mies van der Rohe selbst stammen könnte?

Für uns gehört der Verkauf von Einfamilienhäusern zum Tagesgeschäft. Mittlerweile haben wir aber das große Glück, immer wieder mit ganz besonderen, oft auch historisch relevanten, Immobilien arbeiten zu dürfen. Die Vermittlung der „Villa Swoboda“ in Weinheim fällt eindeutig in diese Kategorie. Das Gebäude aus dem Jahr 1963 wurde geplant und realisiert von den Gebrüdern Lippert - zwei Architekten, die bei den renommiertesten Vertretern ihrer Zunft ihr Handwerk lernen durften. Während der eine in Deutschland bei Egon Eiermann studierte, zog es den anderen in die USA, wo er im Büro von Bauhaus-Ikone Mies van der Rohe tätig war. Entstanden ist ein Baudenkmal, das durchaus spaltet. Während die Architektur-Fachpresse sich vor Begeisterung fast überschlägt, wurde der puristische Stil damals auch kritisch gesehen. In unserer Homestory besuchen wir Familie Knoell. Katharina und Felix sind seit Herbst 2020 die neuen Eigentümer und haben viel über den Wohnalltag im Baudenkmal zu berichten.

In den zwei Jahren hat sich eine Menge getan. Habt ihr euch gut eingelebt?
Felix: Wir sind von Mannheim hierhergezogen. Mittlerweile haben wir uns an die Ruhe in Weinheim gewöhnt und genießen die Zeit in unserem Garten so sehr, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, anders zu leben.
Kathi: Ja, das stimmt, die Lebensqualität ist überwältigend. Bis wir es hier aber so richtig genießen konnten, gab es eine Menge Renovierungsarbeiten zu erledigen.

Ihr habt im Herbst 2020 gekauft. Wann ging die Renovierung los?
Felix: Im Oktober war Vertragsunterzeichnung und schon im November glich das Haus einer einzigen Baustelle. Küche, Bäder, Elektrik, neue Rohre – wir sind alles gleichzeitig angegangen.
Kathi: Wir standen schon auch ziemlich unter Zeitdruck. Zum einen war ich damals hochschwanger mit unserem ersten Kind, zum anderen wollten wir schnell einziehen, um möglichst bald unsere Eigentumswohnung in Mannheim veräußern zu können.

Wann war es dann schließlich soweit?
Kathi: Die gesamte Renovierung hat nur ein halbes Jahr gedauert und das, obwohl eine Menge zu tun war. Wir sind eben geübt im Umgang mit unseren Handwerkern.

Felix: Wir haben das Glück, dass wir ein paar hervorragende Bauunternehmen in der Region kennen. Das fing an, als ich mein Elternhaus in Weinheim vor einigen Jahren sanieren musste. Dann haben wir die Wohnung in Mannheim gekauft und erneut mit den gleichen Teams gearbeitet. Von Projekt zu Projekt wurde die Zusammenarbeit besser und effektiver. In den fünf Wochen, die unser Landschaftsgärtner gebraucht hat, um das gesamte Gartengrundstück in zwei Plateaus zu unterteilen und neu zu gestalten, schaffen andere es nicht mal, vier Bäume zu pflanzen.

Seid ihr bei der Renovierung einer Leitlinie gefolgt?
Kathi: Es gab Auflagen seitens des Denkmalschutzes, an die wir uns halten mussten. Aber das tat uns absolut nicht weh. Wir hatten ja nie vor, den Charakter der Immobilie grundlegend zu verändern. Ich würde sagen, dass wir behutsam vorgegangen sind und wir dennoch bemüht waren, einen modernen Standard umzusetzen.
Felix: Die Elektrik und die Rohre waren nach 60 Jahren marode und mussten ersetzt werden. Was mich freut, ist, dass die Dachrenovierung zu einer richtigen Restauration wurde. Jetzt sieht alles wieder exakt so aus, wie es ursprünglich mal war. In den 1980er Jahren wurde da so manches verschandelt. Innen wie außen haben wir außerdem neue Farbakzente gesetzt. Um den Gesamtcharakter nicht zu stören und auch den Auflagen gerecht zu werden, haben wir uns dabei strikt an der Farbenlehre Le Corbusiers orientiert. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.

War ein Haus aus der Zeit der Nachkriegsmoderne schon immer euer Traum?
Kathi: Wir gehören nicht zu denen, die schon immer ein Faible für Mid-Century Modern hatten. Was uns nicht gefällt, sind diese modernen Passivhaus-Bunker. In Mannheim haben wir in einer Altbauwohnung gewohnt und für uns stand fest, dass, wenn wir nochmal umziehen, auch das neue Zuhause eine Historie haben soll.
Felix: Unsere Begeisterung für die Ästhetik der 1960er Jahre ist eigentlich erst durch den Hauskauf entstanden. Wir sind aber schon froh, dass wir zum Beispiel das Original-Einbauregal im Wohnzimmer behalten durften.

Wie seid ihr überhaupt auf die Immobilie aufmerksam geworden?
Felix: Das lief über Immoscout24 und war reiner Zufall. Ich stamme zwar aus der Nachbarschaft, habe aber nie mit dem Gedanken gespielt, hierher zurückzukehren. Unsere Online-Umkreissuche endete immer in Ladenburg und führte nie zu den gewünschten Ergebnissen. Kathi hat dann eines Tages an den Parametern gedreht und plötzlich poppte dieses Objekt auf.

Kathi: Zuerst konnten wir nicht glauben, dass das Haus noch zu haben ist. Als wir es entdeckt haben, war es ja schon einige Wochen online. Wie wir später erfahren haben, war es wohl der Denkmalschutz, der andere Interessenten abgeschreckt hatte.
Felix: Eine glückliche Fügung. Vor allem auch die Zusammenarbeit mit der Familie Heimburger, durch die wir den Kauf dieser Immobilie und den Verkauf unserer Eigentumswohnung in Mannheim perfekt koordinieren konnten.

Wie seid ihr von den Nachbarn aufgenommen worden? Habt ihr schnell Anschluss gefunden?
Kathi: Kein Vergleich zum anonymen Großstadtleben in Mannheim. Hier in der unmittelbaren Umgebung kennen wir mittlerweile alle. Das ist eine richtige Community.
Felix: Es ist wirklich toll! Als wir mit der Renovierung losgelegt haben, kamen die Nachbarn scharenweise vorbei und haben sich vorgestellt. Viele wollten einfach mal einen Blick auf das Grundstück werfen, das in den letzten Jahren doch stark verwildert war. Andere hatten Geschichten zu erzählen über die ursprünglichen Eigentümer und die Entstehung des Hauses. Hier herrscht einfach ein reges Miteinander, das wir nicht mehr missen wollen.

Und was sagen die alten Freunde aus Mannheim, wenn sie euch hier besuchen kommen?
Felix: Die trauen ihren Augen kaum. Manche haben bestimmt gedacht, dass wir jetzt spießig werden und aufs Land ziehen, aber wenn sie dann das Haus, die Terrasse, den Garten und den Pool sehen, denken sie, sie wir wären mit der Zeitmaschine ins Kalifornien der 1960er Jahre gereist. Tatsächlich ist das ein Style, den man fast nur aus Filmen und Magazinen, vielleicht noch von Instagram kennt, aber den man in der Realität so gut wie nie zu sehen bekommt.
Kathi: Viele sind begeistert, manche finden aber auch die Räume im Untergeschoss recht klein. Da haben sie schon recht, aber die kennen eben nicht dieses außergewöhnliche Wohngefühl, dass Architekten wie die Gebrüder Lippert oder auch Le Corbusier zu vermitteln wussten. In einem Haus wie diesem verwischen die Grenzen zwischen drinnen und draußen. Wenn unsere Kinder einen solchen Garten und diese Nähe zur Natur genießen, dann brauchen sie kein Kinderzimmer von 30 Quadratmetern. Dieses Haus sorgt für intime Gemeinschaft und zugleich für viel Freiheit – perfekt für eine Familie wie unsere.

Text: Andreas Stanita
Fotos: Julian Beekmann

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