Portrait
Wer steckt hinter NIDUS?
Wer steckt hinter NIDUS? Nachhaltigkeit, Immobilientwicklung und leistbarer Wohnraum: Zwei Architektinnen sprechen über die Anforderungen unserer Zeit.

Die beiden Architektinnen Annelen Schmidt-Vollenbroich und Ana Vollenbroich sind Gründerinnen des Düsseldorfer Nidus Studio – hier meistern sie gemeinsam mit Bravour die Herausforderung, die Ästhetik des Vergangenen mit den Anforderungen der Zukunft zu kombinieren. Ganz ohne dabei den Charme des Alten zu verlieren. Natürlich interessiert uns da, wie die beiden das Thema Nachhaltigkeit verstehen, und was Immobilienentwicklung eigentlich für sie bedeutet.

Ihr habt gemeinsam das Studio Nidus für Architektur, Design und Immobilienentwicklung gegründet. Bekannt seid ihr auch über die Grenzen Düsseldorfs hinaus als innovatives Studio, das die Gratwanderung meistert, die Ästhetik des Vergangenen mit den Anforderungen der Zukunft zu kombinieren. Was genau ist Immobilienentwicklung für euch und was sind Anforderungen der Zukunft?

Nichts ist prägender als unser tägliches (gebautes) Umfeld. Immobilienentwicklung bedeutet für uns die Möglichkeit, dieses aktiv mitzugestalten. Keiner kann die genauen Bedürfnisse der Zukunft vorhersagen. In unserer Zeit verändern sie sich so schnell wie nie zuvor. Eine wichtige Anforderung an Immobilien heutzutage sollte also ihre Anpassungsfähigkeit sein. Dies gilt insbesondere für die Struktur von Gebäuden, aber auch für die gewählten Materialien und ihre Fügung sowie ihre Ästhetik.

Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle für euch. In euren aktuellen Projekten verwendet ihr viele Naturmaterialien wie zum Beispiel Holz. Ressourcenschonendes Bauen ist ja mittlerweile auch in der Baubranche zum Glück ein größeres Thema geworden. Was bedeutet für euch nachhaltiges Planen und Bauen? Habt ihr Ideen, wie ArchitektInnen in Zukunft noch mehr auf Nachhaltigkeit achten könnten?

Wir verstehen Nachhaltigkeit im weitesten Sinne.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit sollte nicht bei der Auswahl der Materialien oder der Erreichung bestimmter Zertifizierungen aufhören. Natürlich ist es prima, mit natürlichen Materialien zu bauen. Dahinter steht aber noch viel mehr. Beispielsweise von wo die Materialien bezogen wurden, ob sie abbau- und wiederverwendbar sind, welche (Handwerks-)Unternehmen beim Bau beteiligt werden, wie die Materialien zusammen kommen. Wie anpassungsfähig die Struktur eines Gebäudes gedacht wurde – wie lange kann sie überleben, auch wenn sich die Bedürfnisse verändert haben?

Aber auch in anderen Bereichen nimmt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle ein. Beispielsweise bei der Haltung zum Erhalt des Bestands – sowohl im Hinblick auf die wichtige „graue Energie“, aber auch in Bezug auf eine nachhaltige und bewusste Stadtentwicklung, in der sich Zeitschichten einer Stadt abzeichnen dürfen.

Ihr arbeitet gemeinsam und seid auch ein Paar, das ist ja immer eine spannende Konstellation. Habt ihr eine bestimmte Aufgabenteilung? Wie inspiriert ihr euch gegenseitig?

Eine strikte Aufgabenteilung gibt es bei uns nicht. Wir finden es gerade spannend, wenn die Grenzen zwischen den Disziplinen fließend sind. So bleiben die Aufgaben spannend und manchmal hilft es, wenn ein „fremder“ Blick die eigenen „Regeln“ auf die Probe stellt.

Wenn ihr neue Projekte realisiert, sucht ihr euch oft ein bereits bestehendes Objekt aus und verwandelt es durch eure Arbeit in etwas ganz Neues, ohne den Charme des Alten dabei zu verlieren. Welche Anforderungen muss ein Objekt mitbringen, damit es für euch in Frage kommt? Habt ihr schon beim Kauf eine klare Vision, oder ist das ein Prozess?

Ein bisschen von beidem. Bei manchen Projekten haben wir direkt eine Vision, was gut zu dem Objekt oder zu der Umgebung passen könnte. Andere Projekte offenbaren sich erst auf den zweiten Blick und möchten erkundet werden. Nicht zuletzt kommt es natürlich auch auf die späteren Bewohner an und wie sie das Haus mit Leben füllen möchten.
Für unser Projekt „Bruno Lambart“ beispielsweise hatten wir schon recht schnell eine Vision, weil uns der Geist des ursprünglichen Architekten Bruno Lambart so mitgerissen hat. Bei unserem „Haus in der Kurve“, einem Typenhaus in Ostfriesland, haben wir etwas länger gebraucht, um den wahren Charakter des Hauses zu entdecken und nun freizulegen.

2022 wollt ihr euren Fokus auf euer neu gegründetes Nidus Kollektiv legen, bei dem es unter anderem um den Diskurs Eigentums-/Mietwohnung und die Frage gehen soll, warum die Eigentumsquote in Deutschland so niedrig ist. Wollt ihr uns da vielleicht schon ein bisschen mehr dazu verraten?

Wir stehen bei dem Projekt noch ganz am Anfang. Allerdings haben wir uns, nachdem wir mit dem Projekt „Bertastraße“ bei einem Investorenwettbewerb für preisgedämpfte Eigentumswohnungen teilgenommen haben, mehr mit diesem Thema auseinandergesetzt. Wir möchten Wege finden, die finanziellen und emotionalen Schwellen zum Kauf einer Immobilie zu reduzieren und leistbaren Wohnraum zu schaffen. Auch das Selbstverständnis und die Wahrnehmung von Projektentwicklern muss sich ändern. Wir hoffen, dass unser Kollektiv ein Anknüpfungspunkt ist, Projektentwicklung als die partnerschaftliche Zusammenarbeit zu erkennen, die sie letztlich immer ist.

Zum Schluss haben wir noch drei kurze Fragen an euch:

Welcher Song darf keinesfalls in unserer Spotify-Playlist fehlen?
– Fleetwood Mac "Dreams".

Bauhaus oder Altbau?
–Beides schön. Aber im Moment schwärmen wir für Bungalows…

Welches Coffee Table Book lohnt sich wirklich - nicht nur als Deko?
–Kürzlich gekauft: Ich, Max Liebermann. Der Ausstellungskatalog zur aktuellen Ausstellung im Kunstpalast in Düsseldorf. 

Bruno Lambart: © Marie Kreibich | Armaturenfabrik: © Annika Feuss | Bertastraße: © Jonas Bloch | Portrait: © Marie Kreibich | Nidus Kosmos: © Annika Feuss

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