Portrait
Stephanie Thatenhorst
Stephanie Thatenhorst über ihre neue "Show-Flat" in Schwabing, ihre Herangehensweise an neue Projekte und die Kuratierung seltener Stücke

Liebe Stephanie, du bist gelernte Architektin, aber überwiegend als Innenarchitektin tätig. Inwiefern hilft dir deine Ausbildung dabei, und mit welchen Bedürfnissen kommen Kunden zu dir?
Im Moment konzentriert sich mein Studio auf die Innenausstattung und kooperiert für Hochbau-Projekte mit Architekturbüros. Durch mein Architekturstudium habe ich natürlich ein Grundverständnis für Hochbauthemen, was zu einer Arbeit auf Augenhöhe führt und somit die Zusammenarbeit vereinfacht. Um ganz ehrlich zu sein, stelle ich dann immer wieder fest, wie zufrieden ich genau mit dem bin, was ich tue, und wie gerne ich die Architekten ihren Job machen lasse.

Auch wenn deine Projekte grundverschieden sind, stehst du für eine gewisse Design-Sprache. Wie würdest du diese beschreiben, und wie schaffst du es, dich gleichzeitig immer wieder auf neue Gegebenheiten und Bedürfnisse einzustellen?
Ich würde sagen, was meine oft stilistisch unterschiedlichen Projekte immer verbindet, sind die eingesetzten Materialien. Ich liebe Fliesen, Stoffe, Teppiche, Tapeten und Verkleidungen jeglicher Art. Je haptischer, desto spannender. Dabei gehe ich auch gerne aus der Norm und verwende zum Beispiel Teppiche an der Wand oder Stoffe als Schrankbespannung, usw. Mit meinen Projekten erzähle ich Geschichten - für und über meine Klienten. Diese sind natürlich immer wieder neu und haben andere Bedürfnisse. Mir ist der persönliche Umgang mit den Kunden sehr wichtig, so kann ich sie kennenlernen und ihre Geschichte neu erzählen. Da jede Gegebenheit eine andere ist, wird jedes Projekt individuell gestaltet, natürlich mit einem Hauch von Steffi-Touch.

Gibt es ein besonders herausforderndes Projekt, das dir im Kopf geblieben ist? Und wie hast du es umgesetzt?
Ich glaube, die herausforderndsten Projekte waren die in meiner Anfangszeit. Natürlich sind die aktuellen Projekte viel detailreicher, allgemein größer und umfangreicher, aber damals hatte ich erstens noch nicht die eingespielte Herangehensweise und das tolle Team hinter mir, zweitens ist die Zusammenarbeit mit unseren Herstellern mit der Zeit einfacher und kompromissloser geworden. Die Klienten, für die ich derzeit arbeite, wählen mein Studio gezielt aus, weil sie meinen Stil schätzen. Früher war das nicht zwingend der Fall, da hatte ich noch nicht den Namen und musste mich oft erst einmal erklären. Die Zusammenarbeit mit meinem Team, meinen Kunden, meinen Gewerken und meinen Partnern macht mir jetzige, noch so herausfordernde Projekte so viel angenehmer. Mein wahrscheinlich prägendstes Projekt war die Scheune am Chiemsee, auf dem Hof meiner Eltern, auf dem ich groß geworden bin. Da sind natürlich viele Emotionen im Spiel. Mir war es wichtig, das denkmalgeschützte Gebäude ins Neuzeitliche zu übersetzen und dabei den Bestand zu würdigen. Für mich war es ein persönliches Herzensprojekt und zugleich tatsächlich mein erstes Projekt, das viel mediales Aufsehen erregt hat. Man könnte fast sagen, das war ein wenig mein Durchbruch.

Foto Credits oben: Christine Bauer

Wer dir auf Instagram folgt, weiß, dass du eine neue Wohnung in München planst, die gleichzeitig auch ein Showroom sein wird. Kannst du bereits Details zu deinem neuen Projekt verraten?
Das ist richtig! Das neue Objekt - "Show Flat" - ist ein absolutes Herzensprojekt, in dem alles zusammenkommt, was ich liebe. Ein richtiges Geheimnis ist es nicht, aber noch wird nicht alles verraten ;-). Ich arbeite gerade an den Details, der finale Einzug ist für Ende des Jahres geplant. Auf Instagram nehme ich euch natürlich mit und gebe hier und da schon immer wieder Einblicke. Mich begeistert es total, wie alle mitfiebern und so ein Teil meines Herzensprojekts sind!

Was ist dir in deiner eigenen Wohnung besonders wichtig? Wo würdest du Kompromisse machen?
Mir ist vor allem eines wichtig: Das Gefühl, das ich beim Betreten der Wohnung spüre, die Seele der Wohnung quasi. Ob alt oder neu, groß oder klein, ich brauche dieses Zuhause-Gefühl und das habe ich immer von Anfang an, oder eben nicht. Bei meiner derzeitigen Wohnung hatte ich das nicht, und auch mit der Zeit kam es nicht. Nach der Trennung von meinem Mann musste es schnell gehen, da geht man gewisse Kompromisse ein. Wenn die Zeit allerdings da ist, wäre das fehlende Gefühl kein Kompromiss, den ich noch einmal eingehen würde. Solange meine beiden Jungs und ich uns wohlfühlen, ist alles andere irgendwo egal. Aber ganz klar, ich bin eine Ästhetin, es wäre also gelogen, wenn ich nicht doch im Hinterkopf eine kleine (allerdings kompromissbereite) Liste hätte. Der Idealfall ist natürlich, wenn die Wohnung möglichst roh ist und ich von Anfang an mitgestalten kann, die Seele der Wohnung quasi mitzugestalten.

Du bist bekannt dafür, dass du oft Möbel verwendest, die man nicht jeden Tag sieht. Eine Auswahl kann man jetzt auch in deinem Online Shop kaufen. Wie kuratierst du die Produkte für den Shop bzw. für deine Projekte?
Die Kuratierung der Produkte für meine Projekte, den Shop und den Showroom sind Aspekte, die ich an meinem Job am meisten liebe. Ich habe immer offene Augen für inspirierende Dinge und eine große Leidenschaft, wie ein kleines Trüffelschwein nach Besonderheiten zu suchen. Egal, ob ich privat oder beruflich unterwegs bin, ich besuche immer Galerien, Designer oder inspirierende Studios. Nicht, weil ich immer arbeiten möchte, sondern weil das einfach meine Leidenschaft ist. So entdecke ich wahnsinnig viel, oft auch sehr kleine Manufakturen, die noch nicht so bekannt sind. Zudem kommen mittlerweile auch einige Hersteller auf mich zu, um mir ihr Portfolio vorzustellen. Darüber hinaus entdecke ich auch über Social Media, Magazine, etc. neue Dinge.

Foto unten: Kerstin Weidemeyer

Die AD hat dich unter die 100 wichtigsten Kreativen gewählt. Hast du selbst Vorbilder in der Szene oder Kollegen, die du besonders gerne verfolgst?
Ein einziges Vorbild gibt es für mich nicht. Es ist eher eine Mischung aus verschiedenen Aspekten, die ich bei verschiedenen Designern / Designerinnen mag. So lasse ich mich von einer Person von einem speziellen Punkt inspirieren, von einer anderen Designerin wieder von etwas anderem. Allgemein ist mir der Austausch mit meinen Kollegen wahnsinnig wichtig und bedeutet mir viel. Ein Aspekt, den ich an der Interior-Branche schon immer geliebt habe: Alles ist so menschlich und auf Augenhöhe, nie habe ich das Gefühl von Ellenbogen, immer von einem absolut relevanten Austausch und Miteinander.

Welches Lied fehlt in unserer Welcome-Home-Playlist auf Spotify?
Eure Welcome-Home-Playlist ist super! Aber vielleicht fehlt ein bisschen was von Jorja Smith? Hört doch gerne mal in unsere Thatenhorst Tunes rein, da ist alles, was ich mag!

Wenn du dein Leben lang nur noch einen Stuhl nutzen dürftest – welcher wäre es?
Mhm, bei Sesseln würde ich direkt sagen: Reversivel von Martin Eisler für Tacchini. Ein Stuhl ist deutlich schwieriger, aber aktuell würde ich mich für den „So far“ von Baxter entscheiden - so ein bequemes und wunderschönes Stück, auf dem ich gar nicht mehr aufstehen möchte!

In welcher Stadt könntest du dir vorstellen zu leben, wenn es nicht München wäre?
Das wäre entweder Mailand, da fühle ich mich - auch designtechnisch - wirklich sehr aufgehoben, oder Kopenhagen!

Foto unten: Stefan Grau, Christine Bauer, Kerstin Wiedemeyer
Portrait: Oliver Spies

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